Es war einmal, in
einem nicht allzu weit entfernten Land, in einer nicht allzufernen
Zeit, da versetzte ein großer, furchterregender, schrecklicher
und grausamer Drache namens PISA ein ganzes Kaiserreich in Angst
und Schrecken. Reihenweise fielen die König- und Herzogtümer
dem tyrannischen Drachen zum Opfer. Nur ein Königreich leistete
erfolgreich Widerstand, nur ein Königreich konnte sich gegen
den alles verschlingenden Drachen PISA zur Wehr setzen: Das Königreich
von König Edmund dem Ersten.
Und so kam es, das
König Edmund I mit seiner pechschwarzen Ritterrüstung
auszog, um die Prinzessin Schavan zu finden. Nicht wegen ihrer
Schönheit, auch nicht wegen ihrer Außerzweifel stehenden
Jungfräulichkeit, sondern um mit ihrer Weisheit den Drachen
PISA zu zähmen und mit ihm den hellroten Kaiser zu stürzen.
Soweit das Märchen,
doch obwohl wir die noble Gesinnung unseres allseits geliebten
absolutistischen Herrschers natürlich nicht bezweifeln, ist
es immer angebracht selbst dem weisesten Monarchen etwas auf die
Finger zu klopfen. Denn schließlich haben wir uns jetzt
13 Jahren durch sein Bildungssystem gequält. Doch was haben
wir denn in dieser langen und sehr prägenden Zeit gelernt?
Welche Institution haben wir da gerade erfolgreich durchlaufen?
Durch welches System haben wir uns diese lange Zeit gequält?
Was für ein Zweck steht eigentlich hinter dieser Instanz,
die wir immer als Schule bezeichneten?
Gerade von der älteren
Generation, darin eingeschlossen natür-lich unsere Lehrer,
wird behauptet Schule diene der Bildung, dem Vermitteln von Wissen.
Aber - ist das wirklich so? Betrachten wir die Situation an den
Schulen doch mal genauer:
Da wäre erst mal
der Notendruck, der eigentlich so wie er momentan besteht, eher
lernfeindlich ist. Beispiel Schulaufgaben oder Klausuren: Weil
im Semester nur 1-2 Klausuren geschrieben werden ist ihr Gewicht
unverhältnismäßig groß. Das führt natürlich
dazu dass für die Klausur der Lernaufwand gebündelt
wird. Da man sich nur noch gezielt auf diese wenigen Prüfungen
vorbereitet, wird logischerweise zum einen der Rest des Fächerkanons
in dieser Zeit vernachlässigt. Zum anderen wird nur ein Teil
des Gesamtstoffes intensiv gelernt und verinnerlicht.
Alternativen zu diesem
punktuellen Kurzzeitgedächtnislernen gäbe es genug,
beispielsweise Semesterendprüfungen, die über das ganze
Semester abfragen, oder mehrere, weniger gewichtige Klausuren
über das Semester verteilt. Eine ernsthafte Anstrengung für
ein kontinuierliches Lernen ist trotzdem nicht zu erkennen.
Gegen den Notendruck
spricht außerdem, dass die Kurse in der Kollegstufe schon
lange nicht mehr nach Interesse oder Begabung gewählt werden.
Ausschlaggebend ist vielmehr welcher Lehrer und welcher Kurs die
Besten Noten liefern. Also hindert der Notendruck letztendlich
die Entfaltung der eigenen Interessen und Talente in der Schule.
Entsprechend verhält
es sich mit dem Selektionsprinzip, das ja gerade in Bayern massivst
praktiziert wird. Durch Aussortieren all jener, die gerade wegen
mangelnder Förderung die vielgepriesenen Leistungsstandards
nicht erfüllen, bleibt nur noch eine kleine Elite übrig.
Aber das ist nicht der Verdienst der hohen Leistungsstandards,
sondern diese Elite gibt es immer, nicht wegen, sondern trotz
des unsinnigen Systems. |