Eine
System das auf Selektion basiert bringt diese sogenannte Bildungselite
nur besser zum Vorschein, weil nämlich alle anderen, v.a.
auch in Haupt- und Realschule, umso schlechter erscheinen. Also
ist eine Elite, die sich sehr stark vom Rest abhebt, doch letztendlich
ein Beweis für die Förderungsunfähigkeit eines
Systems.
Betrachtet man jetzt
Bayern mit einer Abiturientenquote von 18,5 %, was 1/3 unter dem
Bundesdurchschnitt liegt und nicht einmal ausreicht um die bayrischen
Hochschulen zu füllen, ist klar was vom bayrischen Schulsystem
zu halten ist. Nämlich recht wenig. Eine Elitenförderung
über Leistungsdruck und Selektionszwang funktioniert nur
bei sehr wenigen Schülern. Seien wir froh das wir dazu gehören.
Letztendlich können
wir schlussfolgern, dass das Schulsystem, zumindest unseres, schon
mal nicht darauf ausgelegt ist Wissen zu vermitteln. Das System
an sich krankt, und das was trotzdem in unseren Köpfen hängen
bleibt ist wohl der unermüdlichen Motivation und Sorge einiger
engagierter Lehrer zu verdanken. Also fragen wir uns: Wozu ist
denn dann das System ausgelegt?
Viele naive Stimmen
würden jetzt vielleicht einwerfen, dass Schule die Menschen
zu mündigen, demokratiefähigen Bürgern erziehen
soll. Sie soll den Schülern gesellschaftliche Werte vermitteln.
Sie soll die Schüler motivieren aktiv am Gesellschafts- und
Politikprozess teilzunehmen. Theoretisch ist dieser Auftrag durch
Fächer wie Sozialkunde und Geschichte gedeckt.
Aber bei dieser Theorie
bleibt es. Denn Sozialkunde wird lediglich ein Jahr unterrichtet.
In diesem einen Jahr ist es aber fast unmöglich einem bisher
total ungebildeten Menschen die komplexen Zusammenhänge der
Gesellschaft und die komplizierte Materie der Politik näher
zubringen. Und einen Schüler für Politik zu interessieren,
der weiß dass er dieses Fach nie wieder hat, ist für
den besten Sozialkundelehrer nicht machbar. Jetzt soll Sozialkunde
in die 11. Klasse verlegt werden. Das bedeutet, dass sogar Gymnasiasten,
die Bildungselite in Bayern, mit mittlerer Reife nicht einmal
die Grundzüge unserer demokratischen Gesellschaft kennen.
Und selbst wenn man
ein besonderes Interesse für Sozialkunde und Geschichte hat
kommt man nicht besonders weit. Ich bin sehr dankbar für
die Geschichts- und Sozialkundelehrer die ich in der Kollegstufe
hatte, denn alle drei waren bereit auch Hintergründiges zu
diskutieren. Sie bemühten sich ihren Kursen neben dem Stoff
auch noch kritisches Denken beizubringen und die Fähigkeit
zu diskutieren. Und gerade weil diese Lehrer ihre Kurse interessant
gestalteten, konnten wir in keinem der Kurse den Lehrplan wirklich
erfüllen.
Also wieder wirkt
das System, diesmal in Form von überfüllten Lehrplänen
dem eventuell vorhanden Esprit der Lehrer entgegen. Folglich werden
Schüler weder gesellschaftlich noch politisch gebildet. Und
noch viel weniger werden sie dazu bewegt wenigsten nicht ganz
unbeteiligt am politischen Geschehen zu sein.
|