_navigation_

_home

_pictures

_documents

_forum

_guestbook

_links

_contact

_disclaimer

 

   
  /Abiturrede von Hans Zempel (Teil 4)/
   
 

Nein, was Schule eigentlich darstellt, ist folgendes: Ein System, durch das man sich durchkämpfen muss. Mit möglichst wenig Aufwand und möglichst guten Resultaten. Möglichst wenig Aufwand weil es sich nicht lohnt, dafür andere, sinnvollere Aktivitäten einzuschränken. Möglichst gute Resultate, weil eventuell der Grundstein für den Einstieg ins Berufsleben oder ins Studium gelegt wird. Wichtig ist letztendlich nur was auf dem Papier steht, was für ein Mensch dahintersteht ist erst mal zweitrangig.

Deshalb ist das einzige Talent was die Schule wirklich fördert, das Talent sich gut zu verkaufen, sich gut durch ein System durchzuwinden, sich mit dem System zu arrangieren. Das ist die eigentliche Leistung der Schule: Leistungsnachweise zu erbringen, wo eigentlich keine Leistung ist. Denn wie schon gesagt, was zählt, ist lediglich das Resultat, sprich in unserem Fall, das erfolgreiche Ablegen des Abiturs.

Schule ist also tatsächlich eine gute Vorbereitung für unsere Gesellschaft: Dort lernt man sich einzugliedern, sich in ein System zu integrieren und lediglich innerhalb von sehr begrenzten Rahmenbedingungen aktiv zu sein und sich zu entfalten. Schule stellt folglich die erste Stufe im Eingliederungsprozess in die Gesellschaft dar. Sie befähigt uns auch in Zukunft flexibel zu sein und uns schnell zu arrangieren. Adaption. Anpassung. Und zwar an ein System, das eigentlich unsinnig ist. Und doch sind wir gezwungen dazu, weil uns dieser Fetzen Papier den wir jetzt in Händen halten, das Tor zu dieser Gesellschaft öffnet.

Aber ist es denn das was wir eigentlich wollen, was wir von der Schule und der Gesellschaft erwarten? Sich in sehr engen Begrenzungen zu bewegen? Unserer Karriere, bzw. dem Aufstieg in der Gesell-schaft unsere Interessen zu opfern? Sich von uns selber zu distanzieren und unseren Willen den Beschränkungen der Leistungsgesellschaft zu unterwerfen?

Vielleicht sollten wir uns fragen ob der Preis in dieser Leistungsgesellschaftgesellschaft erfolgreich zu sein nicht zu hoch ist, und ob er nicht lediglich zu Selbstaufgabe, Selbstentfremdung und Selbsttäuschung führt?

Vielleicht sollten wir uns fragen ob wir nicht nur nach Wissen, sondern auch nach Weisheit, nicht nur nach Reichtum oder Geld, sondern auch nach geistigem Frieden, nicht nur nach Prestige, Ruhm oder sozialem Status, sondern auch nach echter, ehrlicher und aufrichtiger Anerkennung streben müssten?

Vielleicht sollten wir uns fragen ob es wirklich notwendig ist sich dem Leistungsdruck der Wirtschaft zu beugen, 60 Stunden die Woche zu arbeiten um Karriere zu machen, nur um dann Mitte der 40er an einem Darmverschluss oder an einem Herzinfarkt zu krepieren. Denn genau dazu treibt uns das Ideal dieser falschen und verlogenen Leistungsgesellschaft, mit ihrem Leistungs- und Selektionsdruck im Berufsleben, im Studium, und in der Schule.

Als letztes bleibt nur zu hoffen, dass der furchterregende und grausame Drache PISA sich nicht von unserem allseits geliebten und verehrten Monarchen König Eddi I zähmen und benutzen lässt. Sondern dass der Schrecken des Drachens die Schulbildung nicht nur auf akademischem, wissenschaftlichem und intellektuellem Niveau, sondern eben auch auf der gesellschaftlichen, auf der politischen und auf der sozialen Ebene reformiert. Und unser Eddilein sollte sich vielleicht besser in Acht nehmen nicht vom reformfreudigen Drachen gefressen zu werden.

 

Seite
<< 1 2 3 4

_information_

 


Warning: array_merge(): Argument #1 is not an array in /www/htdocs/sponx/counter/scarcounter.php on line 51

Warning: extract() expects parameter 1 to be array, null given in /www/htdocs/sponx/counter/scarcounter.php on line 52
visits gesamt:
27750
visits heute:
7
visits gestern:
3
user online:
1
max user online:
29
max visits:
101

© by ScarCounter