Nein,
was Schule eigentlich darstellt, ist folgendes: Ein System, durch
das man sich durchkämpfen muss. Mit möglichst wenig
Aufwand und möglichst guten Resultaten. Möglichst wenig
Aufwand weil es sich nicht lohnt, dafür andere, sinnvollere
Aktivitäten einzuschränken. Möglichst gute Resultate,
weil eventuell der Grundstein für den Einstieg ins Berufsleben
oder ins Studium gelegt wird. Wichtig ist letztendlich nur was
auf dem Papier steht, was für ein Mensch dahintersteht ist
erst mal zweitrangig.
Deshalb ist das einzige
Talent was die Schule wirklich fördert, das Talent sich gut
zu verkaufen, sich gut durch ein System durchzuwinden, sich mit
dem System zu arrangieren. Das ist die eigentliche Leistung der
Schule: Leistungsnachweise zu erbringen, wo eigentlich keine Leistung
ist. Denn wie schon gesagt, was zählt, ist lediglich das
Resultat, sprich in unserem Fall, das erfolgreiche Ablegen des
Abiturs.
Schule ist also tatsächlich
eine gute Vorbereitung für unsere Gesellschaft: Dort lernt
man sich einzugliedern, sich in ein System zu integrieren und
lediglich innerhalb von sehr begrenzten Rahmenbedingungen aktiv
zu sein und sich zu entfalten. Schule stellt folglich die erste
Stufe im Eingliederungsprozess in die Gesellschaft dar. Sie befähigt
uns auch in Zukunft flexibel zu sein und uns schnell zu arrangieren.
Adaption. Anpassung. Und zwar an ein System, das eigentlich unsinnig
ist. Und doch sind wir gezwungen dazu, weil uns dieser Fetzen
Papier den wir jetzt in Händen halten, das Tor zu dieser
Gesellschaft öffnet.
Aber ist es denn das
was wir eigentlich wollen, was wir von der Schule und der Gesellschaft
erwarten? Sich in sehr engen Begrenzungen zu bewegen? Unserer
Karriere, bzw. dem Aufstieg in der Gesell-schaft unsere Interessen
zu opfern? Sich von uns selber zu distanzieren und unseren Willen
den Beschränkungen der Leistungsgesellschaft zu unterwerfen?
Vielleicht sollten
wir uns fragen ob der Preis in dieser Leistungsgesellschaftgesellschaft
erfolgreich zu sein nicht zu hoch ist, und ob er nicht lediglich
zu Selbstaufgabe, Selbstentfremdung und Selbsttäuschung führt?
Vielleicht sollten
wir uns fragen ob wir nicht nur nach Wissen, sondern auch nach
Weisheit, nicht nur nach Reichtum oder Geld, sondern auch nach
geistigem Frieden, nicht nur nach Prestige, Ruhm oder sozialem
Status, sondern auch nach echter, ehrlicher und aufrichtiger Anerkennung
streben müssten?
Vielleicht sollten
wir uns fragen ob es wirklich notwendig ist sich dem Leistungsdruck
der Wirtschaft zu beugen, 60 Stunden die Woche zu arbeiten um
Karriere zu machen, nur um dann Mitte der 40er an einem Darmverschluss
oder an einem Herzinfarkt zu krepieren. Denn genau dazu treibt
uns das Ideal dieser falschen und verlogenen Leistungsgesellschaft,
mit ihrem Leistungs- und Selektionsdruck im Berufsleben, im Studium,
und in der Schule.
Als letztes bleibt
nur zu hoffen, dass der furchterregende und grausame Drache PISA
sich nicht von unserem allseits geliebten und verehrten Monarchen
König Eddi I zähmen und benutzen lässt. Sondern
dass der Schrecken des Drachens die Schulbildung nicht nur auf
akademischem, wissenschaftlichem und intellektuellem Niveau, sondern
eben auch auf der gesellschaftlichen, auf der politischen und
auf der sozialen Ebene reformiert. Und unser Eddilein sollte sich
vielleicht besser in Acht nehmen nicht vom reformfreudigen Drachen
gefressen zu werden.
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